So müssen sie sich gefühlt haben: Die Impressionisten, die mit völlig neuem Blick die Natur begriffen und dafür vielfach belächelt wurden – kurz vor ihrem grandiosen Erfolgszug durch ganz Europa. Oder die als „entartet“ diffamierten Expressionisten und ihre Förderer, die an sie glaubten. Und auch die Vertreter der Klassischen Moderne, die sich von allem Gegenständlichen und Wirklichen lösen und die Prinzipien der Abendländischen Malerei über den Haufen werfen konnten. Sie alle fühlten und wagten ihn: Den Aufbruch in eine neue Zeit. Junge Künstlerinnen und Künstler; neugierig, unangepasst und mutig. Ausgestattet mit feinen Antennen, um die Strömungen und Themen ihrer Zeit wahrzunehmen und der Kunst eine neue Richtung zu geben. Und so mancher Kunstliebhaber schaut vielleicht mit verklärtem Blick zurück zu diesen kleinen, unbedeutenden Gruppierungen, mit denen etwas Großes seinen Anfang nahm. Wie spannend wäre es doch, dabei zu sein, wenn sich das Neue seinen Weg bahnt und zur Epoche wird!
Aufbruch ins Neue – und wir waren dabei
Wir befinden uns im Wien der Gegenwart. Und auch das klingt, wie die Anfangsgeschichte von etwas Großem. Ein Streifzug durch die lokale Kunstszene; die Frage danach, was junge Kunstschaffende beschäftigt, welche Themen in der Luft liegen und welche Strategien zur Umsetzung eingesetzt werden. Das Belvedere 21 in Wien zeigt vom 1. März bis 2. Juni „Über das Neue. Junge Szenen in Wien“ und versammelt 18 künstlerische Einzelpositionen sowie 12 unabhängige Ausstellungsräume. Eigens neu produzierte Werke stehen speziell konzipierten Ausstellungen in der Ausstellung gegenüber. Die gezeigten Künstler sind unter anderem Sasha Auerbakh, Anna-Sophie Berger, Cäcilia Brown, Marc-Alexandre Dumoulin, Melanie Ebenhoch, Johannes Gierlinger, Birke Gorm, Maureen Kaegi, Barbara Kapusta, Angelika Loderer, Nana Mandl, Matthias Noggler, Lukas Posch, Lucia Elena Průša, Rosa Rendl, Marina Sula, Philipp Timischl und Edin Zenu.
Und ART|DATES kennt nicht einen! Ist das nicht aufregend? Denn wir sind zuversichtlich, dass sich das noch ändern dürfte. Die Werke beeindrucken in ihrer Unterschiedlichkeit, Virtuosität und Aktualität. Handwerklich professionell wirken sie bisweilen fast, wie dem MoMA entliehen oder von Gurlitt beschlagnahmt. So beeindruckend kann eben nur der Anfang von etwas Richtungsweisendem sein. Gehen Sie also hin! Vielleicht zeigen Sie ja Ihren Urenkeln dann später stolz ein T-Shirt: „Post-Millieniumisten. Ich war dabei“.
Wo? – Belvedere | Link zur Ausstellung | Aktuelle Kunstausstellungen in Wien
Wann? – Ausstellung vom 01.03.2019 bis zum 02.06.2019
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Edin Zenun
Ohne Titel, 2018
Ton und Pigment auf Leinwand, 26 × 21 cm
Sammlung William Knaack, Wien
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Melanie Ebenhoch
„Piano Bar – Keys don’t fit“, 2018
Öl auf Aqua-Resin, 100 × 90 cm
Courtesy die Künstlerin
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Matthias Noggler
Ohne Titel, 2019
Gouache und Bleistift auf Papier, 42 × 59,4 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Emanuel Layr, Wien/Rom
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Barbara Kapusta
Videostill von „Empathic Creatures“, 2018
Video (HD, 16:9, Farbe, Ton; Musik von fauna), 6′ 44′′
Courtesy die Künstlerin und Gianni Manhattan, Wien