Da sind sie mal wieder, die guten alten 68er. Überall mischen sie mit, doch oft genug ist das, was hinten dabei rauskommt, eher eine Ansammlung leerer Phrasen und irrwitziger Konzepte. Wenn es einem gut geht und Papa Arbeit hat, dann ist ein bisschen Rebellion ja eine willkommene Abwechslung. Natürlich nicht so richtig, es geht ja schließlich nicht ums Überleben, aber gerade soviel, dass es den gut gebauten, langhaarigen Mitbewohnerinnen imponiert und die bösen, alten Lehrer nervt. Und wenn man kein richtiges Konzept hat, dann erklärt man es eben einfach zu Kunst. Die wiederum nervt dann den Betrachter, und zwar noch heute. Was wollen die denn nun eigentlich? Schwer zu sagen. Erstmal irgendwas für obsolet erklären, zum Beispiel Kunstwerke. Dann etwas zusammenbasteln, fotografieren oder malen und zu Kunst erklären. Wer nun vorsichtig nach der Grundidee oder vielleicht auch dem künstlerischen Gehalt fragt, der sich ja beileibe nicht gerade auf Anhieb erschließt, dem wird subtil suggeriert, dass er ja wohl scheinbar gar nichts verstanden hat. Wofür haben wir den schließlich gekämpft? Hm?
Wer also weniger ignorant und begriffsstutzig ist als wir, der kann sich im Ludwig Forum Aachen vom 20. April bis zum 19. August die Ausstellung „Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen“ ansehen und sicher sein: Der Inhalt ist genauso verwirrend wie der Titel. Ein paar Filmsequenzen von Yoko Ono, hier eine Fotocollage und dort ein buntes Plakat, alles zusammengewürfelt und als große Kulturrevolution deklariert. Hier schuf eine ganze Generation Kunstwerke, die guten Gewissens tatsächlich einfach für obsolet erklärt werden können.
Kunstausstellung vom 20.04.2018 bis zum 19.08.2018
Ludwig Forum | Aachen
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Martha Rosler
Cleaning the Drapes
aus der Serie House Beautiful: Bringing the War Home, 1967-1972
Fotomontage, 60 x 50 cm
Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg
© Martha Rosler, Foto: Egbert Haneke.
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Yoko Ono
Cut Piece, 1965
S/W-Film, 8 Minuten
© 1964/1965/2017 Yoko Ono
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Sam Goodman
Eichmann Remember, 1961
Holzkonstruktion mit Collage und Objekten, 103 x 116 x 25 cm
© Boris Lurie Art Foundation, Foto: Miles Ladin
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Renato Guttuso
Maggio 1968 – Giornale Murale [Mai 1968 – Wandzeitung], 1968
Öl auf Karton und Leinwand, 280 x 480 cm
Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
© VG Bildkunst, Bonn 2017, Foto: Carl Brunn
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Boris Lurie
Love, Series: Bound in Red, 1962
Fotomechanische Vergrößerung einer Zeitungsabbildung und Öl auf Leinwand, 40 x 100 cm
© Boris Lurie Art Foundation, Foto: Miles Ladin