Expressionist? Nein, so wollte Ernst Ludwig Kirchner zu Lebzeiten nicht genannt werden. Die Brücke? Darauf wollte er – als Mitbegründer derselben – bloß nicht angesprochen werden. Vorbilder? Wehe, ihm wurde unterstellt, welche gehabt zu haben. Es war für Weggefährten, Mitmenschen und Geschäftspartner nicht sonderlich schwer, den Zorn des egozentrischen, drogenabhängigen und oft regelrecht bösartigen Malers auf sich zu ziehen. Er galt als schwierig und kämpfte sein Leben lang um Anerkennung und gegen seine Morphiumsucht; er beleidigte, er wütete, aber er war auch unglaublich produktiv. Neben seinen wichtigen expressionistischen Gemälden entstanden zahlreiche Skulpturen, Druckgrafiken und – das war tatsächlich außergewöhnlich – Fotografien. Er gilt somit als einziger expressionistischer Künstler, der sich ernsthaft mit der Fotografie beschäftigte.
Von der Brücke zur Fotografie
Als Fotokünstler hätte sich vermutlich niemand getraut, ihn zu bezeichnen; auch er selbst verstand sich nicht als solcher. Dennoch hinterließ er etwa 1300 Glas- und Zellulose-Negative, ein Konvolut von Vintage-Prints sowie gebundene Fotoalben mit Aufnahmen seiner Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Druckgrafiken. Und diese geben spannende, teils auch private Einblicke in das Leben des jungen Mannes; zeigen sein Atelier, seine Lebensgefährtin, aber auch Alltagsgegenstände, Landschaften und Portraits. Sie sind somit gleichermaßen interessante historische Zeitzeugnisse wie auch kleine Fenster in Kirchners Welt; dokumentieren sein Schaffen, sein Werk und die Bedingungen, unter denen es entstand. Vom 2. März bis zum 16. Juni zeigt das Museum der Moderne Salzburg „Ernst Ludwig Kirchner. Der Maler als Fotograf“ und versammelt hierzu rund 300 Fotografien unterschiedlichster Genres. Als außergewöhnlicher Blick durch die Augen (und die Linse) eines außergewöhnlichen Künstlers also unbedingt sehenswert!
Wo? – Museum der Moderne | Link zur Ausstellung | Aktuelle Kunstausstellungen in Salzburg
Wann? – Ausstellung vom 02.03.2019 bis zum 16.06.2019
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Stephan Bösch
Louis de Marsalle, Visite à Davos, 2016
Pigmentdruck
Courtesy der Künstler
© Stephan Bösch
„Louis de Marsalle“ am Donnerstag (31.03.2014) auf der Veranda des Wildbodenhauses in Davos. Von 1923 an lebte und arbeitete Ernst Ludwig Kirchner fünfzehn Jahre lang in einem Bauernhaus in Frauenkirch-Wildboden, dem so genannten „Wildbodenhaus“. Auf dieser Veranda portraitierte der Maler mit seiner Kamera seine Gäste. Unter dem Pseudonym „Louis de Marsalle“ schrieb Ernst Ludwig Kunstkritiken über seine eigenen Werke.
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Ernst Ludwig Kirchner
Reiterin, 1931/32
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Margreth, Dorothe und Elsbeth Rüesch vor der Scheune neben dem Wildbodenhaus, ca. 1925
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Elisabeth Hembus als liegender Akt im Wildbodenhaus, ca. 1930
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Das Soldatenbad (Gordon 434, 1915)
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Das Bildhaueratelier neben dem Wildbodenhaus (Skulpturen von Hermann Scherer und eine von Kirchner), 1924
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Blick von der Sommerhütte Kirchners auf der Stafelalp nach Süden auf das Tinzenhorn, um 1919
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Bauerntanz im Obergeschoss des Hauses In den Lärchen mit Selbstporträt links, 1919/20
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Erna Schilling (Kirchner) und Ernst Ludwig Kirchner im Atelier Berlin-Wilmersdorf, Durlacher Strasse 14, um 1912/14
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Nina Hard vor dem Eingang des Hauses In den Lärchen, Sommer 1921
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner
Selbstporträt, um 1928
Glasnegativ
Kirchner Museum Davos, Schenkung
Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992